Nachdem wir hier in Baden
schon bestes Vorfrühlingswetter mit Temperaturen um die 20°C
geniessen durften, hielt dieses Wochenende eine gehörige
Abkühlung bereit. Der Blick auf die Wettervorherage
bestätigte einmal wieder das Vorurteil, dass der Wetterbericht
meist nur das unerwünschte Wettergeschehen zuverlässig
vorhersagt. Der schon seit einiger Zeit prognostizierte
Temperaturabfall trat wie vorverurteilt auch pünktlich ein, wie er
auch wahrscheinlich eingetreten wäre, wenn die Langzeitprognose
gutes Wetter vorhergesagt hätte. Wenigstens sollte der erwartete
leichte Dauernieselregen durch einen Graupelschauer aufgewertet werden.
Bis auf dessen Durchzug blieb es dann aber trocken. Nachdem Harry
(DK2GZ) aus Ermangelung einer ertüchtigten 2m Anlage sich für
die Teilnahme auf 70cm entschieden hatte (er berichtete ja im
BCC-Reflektor), fehlte der Sparringspartner. Da zu erwarten war, dass
während der Erntezeit und der Anwesenheit der Erntehelfer die
Lokation hier dem Coronaregime zum Opfer fallen würde (der Bauer
klagte mir sein Leid über die stündlich sich ändernden
Auflagen und Regelungen), wollte ich wenigstens den Termin des
Märzkontest nutzen. Letztes Jahr hielt mich ja ein (grippaler oder
was auch immer er war) Infekt von der Teilnahme ab, Mai und Juli waren
dann hier Corona-Offlimit, September war ich noch im Urlaub, erst zum
Marconi gings dann wieder.
Wie immer spannend die Frage, gelingt die Auffahrt auf die Wiese, es
war ja zuvor trocken gewesen, aber in der nacht auf den Freitag hatte
es geregnet und die Pfützen bei der Anfahrt sahen schon etwas
beunruhigend aus. Die Konsistenz des Bodens dort oben ist ziemlich
unangenehm lehmig, sobald die oberste Bodenschicht feucht ist, setzten
sich sofort die Profilstollen trotz Winterreifen zu und es ist nur
noch glitschig. Kritsch ist die erste Steigung vom geteerten Weg
auf die Wiese, besonders wegen des Hängers. Die Kurve muss mit
Schwung genommen werden. Aus dem Stand kommt man da bei feuchtem Boden
nicht hoch. Wie immer steigt der Blutdruck nach der Anfahrt vor der
Auffahrt, aber zum Glück hatte der Bauer dieses Jahr
sein Erdbeerfeld nicht bis ganz an den Weg gesetzt, so dass man
schon vorher auf die Wiese konnte und die Kurve etwas geschnitten werde
konnte. Seifig glitt dann das Gehänge mit Schwung auf die Wiese,
der dann ausreichte auf den flacheren Teil zu gelangen.
Frisch wars hier oben, gleich noch 1-2 Grad kühler wie in der
Ebene. Die Zeitrafferkamera in Stellung
gebracht und dann wurde mit dem Aufbau begonnen. Inzwischen läuft
das ohne viel Nachzudenken automatisch ab. Den Pneumatikmast raus,
aufgepumpt und abgespannt, ablassen, Antennen und Verkabelung dran,
aufgerichtet und wieder hochgepumpt. Das dauert knapp 2h, wenn man es
gemütlich macht, das gestockte Big Wheel ist dann auch gleich
hingestellt. Nach 2,5h steht das Ensemble. Dazwischen einmal ein kurzes
Aufflackern der Sonne und das Graupelsahnetörtchen dazwischen.
Jetzt noch das Rig in Stellung gebracht und ein kurzer Funktionscheck,
leider nicht alles 100%, aber improvisierbar zur Funktion zu bringen.
Das Tagwerk vollbracht, gings dann wieder nach Hause.
... a day makes, 24h little hours
...
Samstags dann das schönste Wetter, nahezu wolkenloser Himmel und
Blick bis zum Königsstuhl und kalt, der Boden war hart gefroren.
Ja der Frost, der würde mir später noch ein Schnippchen
schlagen. Leider warteten die miesesten Ausbreitungsbedingungen
since ever auf mich. Das wusste ich nur noch nicht, also gings
wohlgemut ans Installieren der Anlage. Normalerweise bin ich beim
Kontest nicht so der Fan von Überreichweiten, insbesondere wenns
am eigenen Shack vorbei läuft, eher liegen mir instabile aber
gerechten Bedingungen. Aber dieses Mal kams ganz finster extrem
instabil und eher stabil mies und das gepaart mit einem fast
Komplettausfall des Ostens, diesmal wars nix mit ex oriente dx. Aber der Reihe
nach.
Nach einem ersten Test der Anlage mit FT8 am gestockten Big Wheel und
dem Blick auf den Pskreporter hatte ich noch gedämpften
Optimismus, denn das 500W Signal aus der Rundschleuder wurde
von England über Schweden bis Italien dekodiert. Leider vergass
ich, einen Screenshot zu machen. Werde das aber vielleicht die
nächsten Male machen. Nun ja FT8 ist nicht Phonie, das wissen
wir, im Endeffekt hätte ich vielleicht denken müssen nur bis
... mein weitester Empfangsrapport übrigens aus der Rheinebene auf
2m mit 1*11 El. kam von den KapVerden, die Kanaren und Azoren
waren an diesem Tag auch vertreten. Das war wohl eine glückliche
Mischung aus Tropo und Sporadic E,
nun ja FT8 ist eine andere Kategorie. Noch war ich in dem Irrglauben,
die Bedingungen seien nicht so schlecht. Dann der Start, das Log vom
letzten kompletten Märzwettbewerb aus 2019 als Messlatte an. In
den ersten Stunden lag ich meist vor dem 19er Log, aber was sofort
auffiel, war der unterirdische Schnitt. Zunächst dachte ich das
läge an der Antenne, da ich mit dem Rundstrahler angefangen hatte,
aber auch der Einsatz der Yagis brachte keine fühlbare
Verbesserung. Nach einer Stunde hatte ich knapp 80QSOs im Log, aber nur
einen Schnitt 165km, wo sonst um diese Zeit um die 280km zu
erwarten gewesen wären. Dieser verbesserte sich auch nur extrem
langsam, immer wieder Stationen aus dem Bereich um die 100km oder
darunter. Der erste OK kam erst zwei Stunden nach Kontestbeginn ins Log
und es sollten auch nur wenige mehr werden, am Ende weniger als ein
Drittel der normalen Ausbeute. Genauso wars mit den OM's, HA's etc. ...
Der Osten war sonst von hier aus stets eine sichere Quelle für DX
und auch für die Nachtstunden ein Reservoir zum Ausleuchten mit
CW, diesmal war es ruhig im CW Bereich, eigentlich nur drei vier
Stationen, die man dann auch im Log hatte. Dann das QSB, eine Qual ab
ca. 350km, insbesondere die nördliche Richtung. Kam ein Anrufer
zurück,war eigentlich nicht viel Zeit für den Austausch, oft
nur einige 10s, dann konnte das Signal schon wieder unlesbar abgetaucht
sein. War die Gegenstation dann auch noch damit beschäftigt
einem seine eigenen Daten zu wiederholen, reichte es oft schon nicht
mehr deren Nummer zu lesen. Wartete man dann ab, bis das QSB das Signal
wieder aus den Klauen liess, waren oft schon einige Minuten verronnen.
Besser aus dem Log streichen statt abzuwarten, es würde
später schon nochmal klappen, was auch meist der Fall war. Ich
habe selten so ein widerliches QSB im Kontest erlebt. Das früher
oft vorhandene Flatterfading, typisch für Flugzeugreflektionen,
tritt nunmehr selten auf, der Himmel ist einfach zu leer. Im ON4KST
Chat waren sie immer mit ihren APs beschäftigt und wenn ein
Klipper mal unterwegs war, brach immer Geschäftigkeit aus.
Heutzutage ein zeitraubendes oder zeitvertreibendes Geschäft.
Früher hing der Himmel halt noch voller Reflektoren. Auch
hier im Chat hielt sich die Anzahl der beteiligten
Stationen deutlich in Grenzen.Wenn man dann
alles Revue passieren läßt, dann leidet offensichtlich auch
der UKW-Kontestbetrieb nicht unererheblich unter den Folgen der
Coronaregime. Ausgangssperren etc. dürften das Stationsangebot an
Portabel- und Multistationen deutlich gesenkt haben, entsprechend ruhig
war die Nacht, wobei wir wieder beim Thema Frost und die Folgen
wären. Ein Bettfläschen, da ich nicht bei den Eskimos
weilte, sollte mir im Schlafsack auf der kalten Herberge
Gesellschaft leisten, denn die Temperaturen waren mittlerweile aussen
in einer sternenklaren Nacht schon deutlich unter Nullgrad
gesunken, die Öffnungen, aus denen die Kabel den Hänger
verliessen, liessen mich an dem Geschehen in einem gewissen Masse
teilnehmen. Obgleich der Heizlüfter dagegen tapfer
ankämpfte, war es am Boden, wo ich mein Haupt zur Ruhe zu betten
gedachte schon etwas frischer. Meine Frischwasservorräte gingen
daher aufgeheizt in die Gummiflasche. Wohlig an den heissen
Bettgenossen gekuschelt schlief ich dann auch bald ein. Am
nächsten Morgen, als ich mir dann einen Wachmacherkaffee
gönnen wollte dann die böse Überraschung, die für
mich zugängliche Wasserstelle an der Scheune war still gelegt,
autsch, Kaffee mit Gummigeschmack, das wars nicht, was ich jetzt
brauchte. Ist mir auch zum ersten Mal passiert. Naja vielleicht lag ja
dann daran das unterdurchschnittliche Ergebnis.
Viel besser war dann der Sonntag auch nicht mehr, so er doch wenigstens
freundlich und trocken blieb, dass der Abbau und das Verräumen
nach zweieinhalb Stunden erledigt war. Gleichwie, der Kontest war
irgendwie nicht so prickelnd verlaufen, ich vermute aber einmal, dass
es vielen ähnlich gegangen sein wird. So schlecht müssen die
Bedingungen dann aber auch nicht sein, gepaart mit der coronabedingten
Teilnehmerzusammensetzung wars schon unterirdisch. Harry ist
ja noch vor Ausgangssperre nach Hause entflohen, was ich bei
seiner Ausbeute nachvollziehen kann.