Einige Infos über PSK31
Michael Keller
(Einige Ergänzungen hinzugefügt am 29.1.99)
Die Eigenschaften von PSK31 auf einen Blick:
- QSO-Betrieb ähnlich wie RTTY, kein Einphasen zwischen zwei Partnerstationen
notwendig
- Chat-Betrieb zwischen mehreren Stationen auf derselben Frequenz möglich
- extrem schmalbandiges Verfahren (32Hz), schmalbandiger als CW (120BpM)
- durch Differenzphasenmodulation (DPSK) und extreme
Schmalbandigkeit sehr robustes Übertragungsverfahren, QSO-Betrieb
bis an die Hörbarkeitsgrenze des modulierten Signales möglich
- nicht zur Datenübertragung geeignet (kein
Transfer von Programmdateien,
da sehr langsam und kein ARQ Betrieb), kein Übertragungsverfahren
für leblose Mailbox-QSOs, sondern für angeregte QSOs
Wie wird man in PSK31 QRV ?
- PSK31 gibt es inzwischen auf folgenden Hardwareplattformen, die Software
ist Freeware, zu investieren ist lediglich in die Hardware:
- EZ-lite mit dem SHARC DSP ADSP210061 Floating Point (ca. 350DM) mit MPSKWIN,
ein Windows-Terminalprogramm mit integriertem Audio-Spektrumsanalysator
(0-4kHz) und DSP-Software. In der Ansicht sind in der Spektrumsanzeige
drei PSK-Signale zu sehen, wobei das mittlere mitgeschrieben wurde. Die
beiden äusseren Signale sind um ein Vielfaches lauter, als das
mitgeschriebene Signal, das man akustisch nicht mehr wahrnehmen kann.
- EVM65002 Motorola DSP KIT (ca. 350DM) bipt106.bi.ehu.es/psk31.html
- DSK50 Texas Instruments TMS320C50 (100$ US) bipt106.bi.ehu.es/psk31.html
- Soundblaster (WIN95/LINUX) bipt106.bi.ehu.es/psk31.html
Weitere Informationen und Hörproben findet man hier: bipt106.bi.ehu.es/psk31.html.
Einige technische Erläuterungen zu PSK31
PSK31 überträgt den
eingeschränkten ASCII-Zeichensatz von 0 bis 128. Es ist auch eine
Version mit dem erweiterten Der ASCII-Zeichensatz 0-255
erhältlich, wobei die es Frage ist, ob das für den
CHAT-Betrieb notwendig ist. Die ASCII-Zeichen werden vor der
Übertragung in Varicode umkodiert. Varicode ist ein Quellencode,
der von Peter (G3PLX) definiert
wurde. Quellencodes sind optimal in Bezug auf die Länge eines
Zeichen. Oft verwendete Zeichen wie Leerzeichen oder 'e' werden
kürzer kodiert als seltene, wie Satzzeichen und große
Buchstaben. Der bekannteste Quellencode ist das Morsealphabet, das 'e'
ist nur ein Punkt, hingegen sind Satzzeichen und seltene Buchstaben wie
das 'Q' länger.
Die binäre Übertragung bei PSK31 erfolgt durch Differenzphasenmodulation (DPSK). Hier wird im Gegensatz zum bekannten FrequenzShiftKeying (FSK)
nicht zwischen zwei Frequenzen umgeschaltet, sondern die Information
steckt in der Phasenlage einer Trägerfrequenz oder besser in der
Differenz der Phasenlage zwischen zwei folgenden Schritten. DPSK ist
wesentlich robuster gegenüber Störeinflüssen als FSK,
jedoch ist der Aufwand bei der Demodulation höher. Das folgende
Bild verdeutlicht die Unterschiede
der Modulationsverfahren:
Die Länge eines einzelnen
übertragenen Bits beträgt bei PSK31 32ms, das entspricht
einer Übertragungsrate von 31.25 Bits/s, daher der Name PSK31 .
Bei PSK31 entspricht ein Phasenwechsel der Übertragung einer
logischen NULL, das bedeutet, wenn der Modulator mit lauter logischen
NULLen gespeist wird, wechselt alle 32ms die Phase der
Trägerfrequenz.
Beim einem abrupten Phasenwechsel, wie
er im Bild zu sehen ist, treten hohe Frequenzanteile auf, die ein
breitbandiges Signal zur Folge haben. Bei PSK31 wird daher die
Signalamplitude zum Phasenumschaltpunkt hin auf Null reduziert. Damit
schwankt die Amplitude eines PSK-modulierten Signals. Bei PSK31 wird
das durch eine Amplitudenmodulation mit einem cosinusförmigen
Signal erreicht. Alle 32ms kann ein Phasenwechsel stattfinden, damit
ergibt
sich für die Periode der verwendeten Cosinusfunktion ein Wert von
2*32ms=64ms. Das entspricht einer Frequenz von 15.62Hz. Ein solches
Signal ist identisch mit einem mit 15.62Hz amplitudenmoduliertem Signal
ohne Träger oder einem Zweitonsignal, mit zwei Frequenzen im
Abstand von 31.25Hz. Es hat daher die Bandbreite von 31.25Hz. Dieses
Signal wird immer dann abgestrahlt, wenn keine Information
übertragen wird (Phasenwechsel = logisch NULL). Das reale
modulierte PSK31 Signal benötigt etwas mehr Bandbreite, man kann
aber von einer praktischen Bandbreite von ca. 60Hz ausgehen. Aufgrund
von Verzerrungen im Sender (IM-Produkte etc.) wird man im empfangenen
Spektrum zusätzliche Oberwellen finden, die sich bei Vielfachen
von 15.62Hz finden, die jedoch abgeschwächt sind (Lattenzaun).
PSK31 ist eine lineare
Modulation, so daß man darauf achten muß, den Sender nicht
zu übersteuern und den Speechprocessor auszuschalten.
Bis jetzt wurde stets davon ausgegangen, daß sich die Phase um
180° ändert. Dieses Verfahren nennt man DBPSK (DifferentialBiPhaseKeying)
oder kurz BPSK, in einem Übertragungsschritt von 32ms kann nur
eine NULL oder eine EINS übertragen werden, je nachdem, ob ein
Phasenwechsel stattfindet oder nicht. Läßt man anstelle von
180° auch Phasenwechsel von +90° und 270° zu, so
können vier Werte unterschieden
werden (0°, 90°, 180°, 270°), d. h. bei gleicher
Schrittweite von 32ms kann die doppelte Menge an Information
übertragen werden. Das schöne ist, die Bandbreite des Signals
nimmt dabei nicht zu. Die folgende Tabelle verdeutlicht eine
mögliche Zuordnung der Phasenlagen
zu jeweils zwei Bits:
90° |
01 |
0° |
11 |
180° |
00 |
270° |
10 |
Wie man sieht, können nun zwei Bits
in derselben Zeit von 32ms
übertragen werden. Dieses Verfahren nennt QPSK oder
QuadPhaseShiftKeying. Natürlich kann man auch acht (=3 Bit) oder
16 (=4Bit) Phasenübergänge unterscheiden, mit jeder
Verdopplung überträgt man ein Bit mehr in derselben Zeit,
d.h. bei gleicher belegter Bandbreite, steigt der Datendurchsatz.
Natürlich hat alles seinen Preis. Mit Erhöhung der
möglichen Phasenzustände steigt die Empfindlichkeit
gegenüber Störeinflüssen, da nun auch der Wert der Phase
feiner unterschieden werden muß. Für die Praxis bedeutet
das, bei schlechter Übertragungsqualität
ist BPSK besser als QPSK, dafür braucht es aber auch doppelt so
lange um dieselbe Information zu übertragen. Dies ist eine der
fundamentalen Erkenntnisse der Informationstheorie, die Shannon als
erster wissenschaftlich formuliert hat. In einfachen Worten bedeutet
das: man kann immer eine Information von einem Punkt A zu einem Punkt B
übertragen, egal über wieviel Leistung mein Sender
verfügt, wenn die Übertragungszeit nur genügend lang ist
(korrekterweise gelten noch einige Voraussetzungen für die Art der
Störung, auf die hier aber nicht eingegangen wird).
PSK31 überträgt die
Information BPSK- oder auch QPSK-moduliert. Mit QPSK kann die doppelte
Anzahl von Bits bei gleicher Bandbreite übertragen
werden.
Was nutzt die doppelte Baudrate, wenn
eigentlich beim PSK31-QSO nur
in die Tasten gehauen und keine Computerdateien übertragen werden,
also eine Erhöhung der Übertragungsrate eigentlich
unnötig ist?
In PSK31 wird diese Erhöhung der
Übertragungsrate zur Verbesserung der Fehlersicherheit der
Übertragung genutzt. Kurzwellenübertragungen zeichnen sich u.
a. durch impulsartige Störungen aus, d. h. es werden kurze Teile
der Übertragung ausgelöscht. Zur Fehlerkorrektur verwendet
PSK31 einen sogenannten Faltungscodierer.
Es soll kurz versucht werden, zu veranschaulichen, wie so etwas funktioniert:
Wird ein Bit übertragen und ich
bekomme am Empfangs aufgrund einer Störung dieses Bit nicht mit,
so ist es normalerweise ein für alle mal verloren. Stellen wir uns
einmal folgende Situation vor. Wir sitzen an einem Teich, der Blick auf
den Teich wird durch sporadisch dahin ziehende Nebelschwaden
(Störungen) getrübt. Die Übertragung von Information
erfolge durch Werfen von Steinen in den Teich. Sehen wir einen Stein
ins Wasser fallen so entspricht dies einer logischen EINS, sehen wir
keinen, einer logischen NULL. Der Teich hat eine wunderbare
Eigenschaft. Fällt ein Stein ins Wasser, obwohl gerade
(hoffentlich nur) Nebel unseren Blick trübt, so können wir,
wenn der Nebel nicht zu lange andauert, dennoch an den Wellen im Teich
feststellen, daß ein Stein ins Wasser fiel, d. h. die Information
ist nicht verloren gegangen. Wenn wir das verstanden haben, dann kennen
wir auch schon das Grundprinzip der Faltungskodierung. Ein
Faltungskodierer wird am Eingang im Sender mit einem Bitstrom gespeist.
Am Ausgang kommt ein neuer Bitstrom heraus. Die Ausgangsfolge ist
abhängig von sich bereits im Kodierer befindlichen Bits. Grob
gesprochen, je mehr Bits im Kodierer die Ausgangsfolge des Kodierers
beeinflussen, um so besser seine Robustheit gegenüber
Störungen, (ein einzelnes Bit erzeugt, um im obigen Bild zu
bleiben, sehr viele Wellen). Allerdings steigt der Aufwand zur
Dekodierung recht schnell mit der Anzahl der Bits im Kodierer an. Die
Anzahl der Bits im Kodierer, die Einfluß auf die Ausgangsfolge
haben, nennt man Beeinflussungslänge eines Faltungskodierers.
PSK31 nutzt einen solchen Faltungskode
zur Fehlerkorrektur. Da der Fehler im Empfänger ohne
Rückfrage beim Sender korrigiert wird, nennt man solche Verfahren
FEC oder Forward Error Correction. Die Dekodierung des Faltungskodes
erfolgt im Empfänger mit einem sogenannten Viterbi-Dekoder. Der
bei PSK31 verwendete Faltungskode verdoppelt die Anzahl der zur
Übertragung notwendigen Bits, d. h. jedes in den Kodierer
geschobene Bit erzeugt zwei Bits am Ausgang. Die möglichen
Ausgangssymbole sind dann (00,01,10,11). Damit in derselben Zeit,
dieselbe Anzahl von Zeichen übertragen werden kann, wird bei PSK31
bei Verwendung des Faltungskodierers von BPSK auf QPSK-Modulation
umgeschaltet. Die Verdopplung der Kanalkapazität wird für den
längeren Faltungscode verwendet, der ja genau doppelt soviele Bits
generiert. BPSK ist bei starkem Störpegel robuster. Die Fehlerrate
bei Verwendung von QPSK ist aber unterhalb eines bestimmten
Störgrads deutlich geringer, als bei BPSK. Bei Störungen hat
QPSK aus oben besagten Gründen gegenüber BPSK Vorteile, da es
die Möglichkeit birgt aufgrund der Faltungskodierung gestörte
Bits aufgrund des sich ergebenden Bitmusters (Bild: Wellen im Teich)
zurekonstruieren.
Struktur eines PSK Demodulators
Das folgende Bild gibt die grobe
Struktur eines PSK-Demodulators wieder. Zugegeben, es sieht etwas
komplex aus. Das Ganze als analoge Schaltung zu realisieren ist in der
Tat eine größere Aufgabe und mit einigen Schwierigkeiten
verbunden. Mit der digitalen Signalverarbeitung, die heute Dank
schneller Prozessoren auch in die Praxis umzusetzen ist, können
solche Demodulatoren einfach als Programm geschrieben werden. Die
aufwendige
analoge Schaltungstechnik wird durch ein universell einsetzbares
digitales Signalverabeitungssystem ersetzt. Die Funktionalität,
die vorher in der analogen Schaltung quasi als HARDWARE fest vorgegeben
war und nur an ein paar Trimmern geringfügig parametriert werden
konnte, wird durch ein einfach zu veränderndes Programm, eine
SOFTWARE ersetzt. Auch hier wird die Hardware wieder einmal von der
Software verdrängt.
Ein paar erläuternde Worte zur Struktur des Demodulators.
Der Demodulator kann auch als ein Empfänger für den Empfangsbereich
0 bis 4kHz (in etwa Bandbreite des Audioausgangssignals eines KW-Empfängers) angesehen werden.
Bleiben wir bei der Vorstellung,
daß es sich um einen Empfänger
für den Frequenzbereich von 0-4kHz handelt. Unser TRX sorgt
dafür, daß der interessierende Frequenzbereich, z. B.
3578.00 bis 3582.00 kHz auf 0-4kHz heruntergemischt wird, der TRX ist
also der Transverter für unseren PSK-Empfänger. Wir wissen
aus der Praxis, daß wir dann ein HF-Signal bei 3580.00kHz als
einen Ton von 2kHz hören, ein Signal bei 3580.15kHz als einen Ton
von 2150Hz usw...
Will man eine bestimmte PSK Sendung
empfangen, so muß man den
Empfänger darauf einstellen, wie man das auch von einem normalen
Empfänger gewohnt ist. Dazu dient ein VFO und ein Mischer, hier
ist das der NCO (numerical controlled oscillator) und ein
Quadraturmischer (dazu spaeter).
Ein PSK31 Signal belegt ca. 60Hz
Bandbreite, daher können in diesen 4kHz über 60 PSK QSOs
stattfinden. In der Praxis hat man durch das SSB-Filter nur einen
Bereich von ca. 300Hz bis 2.700Hz zur Verfügung, darunter und
darüber ist das Audiospektrum meist abgeschnitten, durch IF-SHIFT
läßt sich die Filterkurve aber meist über einen Bereich
bis knapp 4kHz schieben. Da die meisten PSK QSOs in der Umgebung einer
bestimmten Frequenz stattfinden und PSK sehr
schmalbandig ist, genügt es meist den Empfänger einmal so
einzustellen, so daß man die Umgebung dieser Frequenzen
beobachten kann, bei 3580.15 also den Empfänger z.B. auf 3579.0
kHz einstellen. Man kann dann den Bereich 3579.3 bis 3581.7 mit einem
SSB-Filter beobachten und dort Betrieb machen, durch IF-SHIFT kann man
auch noch etwas höher in der Frequenz gehen z. B. bis 3582.5kHz.
Wir merken uns:
Der PSK-Demodulator ist eigentlich nichts anderes als ein Empfänger für den Bereich von 0 bis 4kHz.
Funktionsprinzip des PSK-Empfängers
Der PSK-Demodulator - ein Direktmisch-Empfänger
Eingangssignal des PSK-Demodulators ist
das NF-Ausgangssignal des Transceivers. Dieses enthält in der
Stellung SSB und bei neutraler IF-Shift Audio-Frequenzen zwischen 300
und 2700Hz, was der Durchlassbandbreite eines SSB-Filters entspricht.
Dieser 2.4kHz breite Durchlassbereich kann mittels der IF-Shift in
gewissen Grenzen innerhalb des Bereiches 0-4kHz verschoben werden, wie
bereits oben erwähnt, so daß ein Bereich von ca. 4kHz
beobachtet
werden kann.
Soll nun ein bestimmter PSK 'Kanal'
innerhalb dieses Fensters empfangen werden, benötigt man einen
Empfänger, der einen Bereich von 0-4kHz überstreichen kann
und dessen Selektionsfilter das ca. 60Hz breite gewünschte
PSK-Signal ausfiltern und demodulieren kann. Aus der normalen
Funktechnik kennen wir das Superheterodyn-Prinzip oder kurz Super,
wobei das gewünschte Empfangssignal zunächst auf eine
Zwischenfrequenz abgemischt, dort gefiltert und anschliessend mit einem
Produktdetektor das modulierende Signal zurückgewonnen wird.
Fortsetzung folgt
Viel Spaß bei PSK31
es 73 de Mike, DL6iAK
PS: Kommentare sind erwünscht !
© 1998-2001 Michael Keller
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