Gewittercumuli am Horizont über der Karibik - noch nicht ganz in
voller 'Blüte'
Dies ist ja nicht meiner erster Aufenthalt in Kolumbien und nachdem
ich den Jahren zuvor stets nur unter HK/DL6IAK mit
Gastlizenz aus Kolumbien
QRV war, wobei ich aber auch nur jeweils 7 Wochen hier verbrachte,
war ich es inzwischen doch leid geworden, mich jedesmal der
Prozedur zur Erlangung dieses Papierchens auszusetzen. Jedesmal
ein neuer Sachbearbeiter im zuständigem Ministerium und jedesmal
gab es andere Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Wer die
Behörden bei uns zu kennen glaubt, kennt noch lange keine
Behörden hier zu Lande, und deren Geduld kann ich nur sagen,
sprengt alle vorstellbaren Grenzen.
Dieses Jahr war ein Aufenthalt bis Ende Februar
2014 geplant, also genügend Zeit, um den Kampf
für die Erteilung eines kolumbianischen Rufzeichens auf sich zu
nehmen. Dieses gilt dann 10 Jahre und kann dann verlängert werden.
Nachdem ich mich schlau gemacht habe, indem ich das aktuelle
kolumbianische
AFU-Gesetz versucht habe zu interpretieren, hatte ich den Ansatz
gefunden. Die Beantragung einer Licencia Avanzada.
Vielleicht ein paar kurze Erläuterungen zum hiesigen Lizenzwesen.
In Kolumbien erlangt man eine
Lizenz, so wie ich es verstanden habe, durch eine Prüfung, die bei
einem der akreditierten Amateurfunkclubs abgenommen wird. Man erwirbt
zunächst eine sekundäre Lizenz mit eingeschränkten
Rechten und kann dann nach zwei Jahren Betrieb und entsprechenden
Nachweisen
eine primäre oder Expert-Lizenz beantragen, die einem mehr Rechte
gibt. Nach
weiteren sechs Jahren kann dann die höchste Lizenzklasse, eben
die Licencia Avanzada beantragt werden, die einem maximale Rechte gibt,
sprich die Nutzung aller freigegebenen Frequenzbänder der
entsprechenden
ITU-Zone. So kann man auch offiziel mit bis zu zwei Kilowatt
ohne
schlechtes Gewissen und verbales Dämpfungsglied Betrieb
machen. Zum Beantragen der Lizencia Avanzada gibt es eine Liste
von
Dingen, die man nachweisen muss, z. B. ein Logbuch der letzten
Jahre (hatte ich glücklicherweise in elektronischer Form bei
www.hamlog.eu) und im Falle des Besitzes einer ausländischen
Lizenz, das Beilegen eben dieser (bei mir war das dann die deutsche
Lizenz und eine amerikanische Extra Class), für den Nachweis
meiner technischer Kompetenz reichte offensichtlich meine
angeheftete Visitenkarte. Einer kolumbianischen Adresse gebraucht
es
auch, aber das war ja kein Problem. Also die
Antragsformulare alle ausgefüllt und besonders wichtig, die ca.
80€ Verfahrensgebühren bezahlt und den Einzahlungsbeleg
mitgeschickt. Erschwerend war sicher, dass das Ministerium in Bogota
war, was leider nicht gerade hier um die Ecke ist. Viele
entnervende Telefonate
später dann die erlösende Mitteilung, dass alles geprüft
sei, ich bezahlt hätte und mir ein Rufzeichen zugeteilt wurde,
sicherlich hätte sich das noch länger hingezogen, hätte
meine XYL dem zuständigen Mitarbeiter nicht ihr Leid mit ihrem
ungeduldig wartenden OM geklagt, wo doch ein wichtiger Kontest
genau an diesem Wochenende statt fände. Das war zwar nicht ganz
richtig, aber da ja quasi immer gerade ein Kontest an einem
Wochenende stattfindet, eben auch nicht ganz falsch ... kurzum, gegen
Ende
September hatte ich das Call HK1MK wohl in rekordverdächtiger Zeit
von knapp vier Wochen und gefühlt hunderten Telefonaten
später.
Nachdem wir in unserem Domizil an der Karibikküste ca. 200km
südwestlich von Cartagena anlangten, wurde versucht mit einer 12m
Angelrute und diversen Drähten unter Verwendung der örtlichen
Palmenflora etwas Antennenartiges zu zaubern. Zunächst hatte ich
die Angelrute am Balkon unseres Hauses befestigt, nachdem aber die
folgende Nacht durch eines der hiesigen Gewitterchen unterbrochen
wurde, habe ich es dann sehr schnell vorgezogen, den möglichen
Bltzableiter in respektablerer Entfernung in den Garten zu setzen.
Leider ist aktuell bis Ende November Regenzeit, was zwar nicht
bedeutet, dass es dauernd regnet, sondern eben, dass es fast
täglich einen Schauer gibt. Diese Schauer können aber
beträchtliche 'Regentropfendichte' annehmen. Einmal kamen 100l/m2
innerhalb kürzester Zeit runter, was ich am Ansteigen des
Wasserspiegels des kleinen Minipools um 10cm im Garten feststellen
konnte, aber meist strahlt dennoch die Sonne.
Die ersten Sendeversuche zeigten, wie auch schon in den Jahren zuvor,
dass Europa in den frühen Morgenstunden (Ortszeit) auf 10m/12m
sehr gut zu arbeiten ist, bis es dort dunkel wird und die oberen
Bänder der Reihe nach 'verlöschen', die meiste Zeit des Tages
ist dann Europa zu, bzw. man hört nur sehr laute Stationen auf
20m, wenn das Band etwas geöffnet ist. Ansonsten dominieren die
W-Stationen das Geschehen. Zur Zeit der kurzen Dämmerung und etwas
danach (hier 17-19Uhr) öffnet sich 17/15/12m und manchmal auch 10m
in Richtung JA, das ca. 13000km von hier entfernt ist. Danach
sind diese Bänder auch dicht und wenn es hier dann richtig dunkel
ist und es nicht gerade gewittert kann auf 40m wieder EU gearbeitet
werden, dann ist aber dort auch schon ziemlich spät bzw.
früh, so gegen 1:00-2:00 Ortszeit EU. Auf 80m ist der
QRN-Störpegel schon beträchtlich, mir gelangen hier bisher
nur einige CW QSOs mit UA9 und HA.
Die zuletzt hochgeladenen 15 QSOs im meinem Logfile bei www.hamlog.eu,
das dort auch eiingesehen werden kann
WAG 2013
Blick vom Balkon auf die Angelrutenantenne im Garten,
dahinter gleich der Strand
Der WAG 2013, dieses Jahr einmal nicht vom
Bollenberg und auch nicht mit 5W in der QRP-Klasse, sondern aus
Kolumbien
mit 100W und zwei Drahtantennen. Man fühlte sich aber wie in der
QRP-Klasse oder eigentlich vielleicht doch über weite Strecken wie
QRPP. Nachdem ich mein Kontetstprogramm noch für den WAG als nicht
DL Stationen klar gemacht hatte und in meiner Bandmap nur DL-Stationen
auftauchen liess, war ich für den Wettbewerb gewappnet. Vor dem
Kontest rief mich noch Axel DF2UQ in CW an, der sehr gut lesbar war,
aber später im Kontest kam es dann leider zu keinem Kontakt mehr.
Kontestbeginn ungewohnter Weise einmal vormittags um 10:00 Ortszeit.
Wie erwartet waren 10/15/20m voll mit gespotteten DL-Stationen. Meine
anfänglichen Versuche selbst zu rufen, um dann ein vermeintliches
Pile-Up abzuarbeiten, blieb leider ein Wunschtraum. Dagegen
funktionierte es meist auf Anhieb eine Station anzurufen.
Offensichtlich arbeiten noch nicht allzu viele Stationen mit dem
RBN-Skimmern, denn dort war ich auch von EU-Skimmern immer gut
aufzunehmen und ich hatte mir daher insgesamt mehr Anrufe erhofft.
Ich war dann bis ca. 0:00 UTC QRV und hatte ca. 210 QSOs im Log. Die
oberen Bänder waren inzwischen erloschen, nur 40m war offen. Eine
heranziehende Gewitterfront setzte aber dumpfgrollend den
vorläufigen Schlusspunkt unter meine Aktivitäten, 80m viel
damit leider aus. Am nächsten Tag blieben mir nach dem Aufstehen
noch ca. 2h, die auf den oberen Bändern nochmals knapp 50 QSOs
brachten. Harry DK2GZ konnte ich durch die Clustermeldungen auch
finden, hörte ihn auch gut lesbar, aber es gelang
leider keine Kontestverbindung.
Anbei das vorläufige Endergebnis:
Band QSOs Multis Punkte
80M
0
0 0
40M 12
11 36
20M 59
21 177
15M 119
24 357
10M 67
23 201
Summe 257
79
771
60909 ERGEBNIS