Jede Antenne benötigt ihr
Gegengewicht ...
So macht der Klimawandel Freude,
ein trockenes Wochenende ohne Regen mit reichlich Sonnenschein,
getrübt nur durch die mehr als durchschnittlichen Bedingungen auf
den UKW-Bändern. Mit Martin, der mir schon bei den letzten
Kontesten eine hilfreiche Hand geliehen hatte, sollte auch mein
Ausbildungsrufzeichen DN1WT wieder aktiviert werden. Ich
hatte vor vielen Jahren schon einmal eine ähnliche Aktion
gestartet, bei der zwei OMs unter diesem Call in ihrer grauen
vorlizensierten Zeit einen UHF-Kontest bestritten. Zwei Kontester sind
aus der damaligen Zeit nicht erwachsen, aber zumindest zwei Lizenzen,
Sebastian DM1SH und Lothar DH1LC. Martin kenne ich seit Studienzeiten
und jetzt auf seine letzten Tage hat er doch tatsächlich den
Amateurfunk für sich entdeckt und es besteht Hoffnung, dass er
vielleicht vom Kontestfieber ergriffen wird. Zunächst steht aber
die Erlangung der Lizenz an.
Da ich theoretisch über eine schlagkräftige UHF-Station
verfüge, die aber praktisch ein paar Fehlfunktionsstellen hat,
war theoretisch alles vorhanden. Die Schwachstellen konnte ich leider
bis
zum Kontestbeginn praktisch nicht mehr ausmerzen, auch neigte die
Eigenbau PA praktisch zu
Spannungsüberschlägen, sobald die Musik forte zu spielen
anfing.
Das war schon einmal besser, aber auf die Schnelle konnte ich das
Problem leider nicht lösen. Aber Harry stellte uns einen
Ersatzteil,
so dass am Ende alles komplett war.
Der letzte Marconikontest hatte meine UKW-Anlage ja ziemlich
mitgenommen, ja ich war so waidwund nach dem Kontest, so dass ich noch
nicht einmal in
der Lage war, einen Bericht zu schreiben. Verlassen hatten mich damals
zunächst die Treiber PA mit einem schleichendem Gatedurchbruch
(mal gings, mal gings nicht, mit der Tendenz mal gings nicht), nachdem
ich
noch im Kontest Ersatz für die PA beschafft hatte nahm das
Unglück erst
richtig Fahrt auf und es verabschiedeten sich lebenswichtige
Organe des Hochspannungsnetzteils. Alles durchaus geräuschvoll und
von Lichteffekten begleitet, ich kann nur sagen, Silvester war
Kindergeburtstag ... Grund waren Unachtsamkeit und eine verschobene
Luftführung an der vaterländischen Röhre, was diese zum
dann wohl zum Zünden brachte, den Hochspannungscrowbar im Netzteil
ebenfalls,
aber es gab eben leider eine kleine Unachtsamkeit, ein klitze kleiner
Schalter zum Überlisten der Einschaltautomatik, falls die
Sicherungen bei mir zu Hause den Einschaltvorgang vereiteln sollten,
war in der falschen Stellung. Die Folge, alles
schaltete ordnungsgemäß ab, aber
sogleich wieder an. Diesen Schalter ziert jetzt ein grosser Totenkopf,
um mich stets an diesen Tag der Schmach zu erinnern und daran, ihn in
der lebenserhaltenden Stellung zu belassen. Aber ein Hoch auf die
russische Technik,
die Röhre überlebte den D-Day unbeschadet.
Seitdem nicht tatenlos, wenn es auch nicht bis
zum Märzkontest gereicht hatte, war ich jetzt im Mai wieder
in Stellung gebracht. Bei dieser Gelegenheit wurde mir auch schmerzlich
klar,
dass man heute in den weitgehend eisenlosen Zeiten doch einige
Schwierigkeiten haben kann, wenn einem so etwas profanes wie eine
Glättungsdrossel verlassen hat. Eine entsprechende Anfrage im
BCC-Reflektor blieb auch ohne Echo. Sei es drum, am Ende
hatte ich den
notwendigen Ersatz für alles Verblichene doch beieinander, so dass
am
Ende wieder alles seinen Dienst tat. Im Gegenteil, der Wechsel
des Doppelmosfets in der Treiber PA zurück zum im Originaldesign
verwendeten MRF151g brachte auch hier ein deutlich besseres Eingangs
SWR und damit
eine niedrigere Steuerleistung (eventuell war das auch die Ursache
für das
geschossene Gate).
So standen Martin und ich am Ende am späten Freitagnachmittag am
Kontestgelände. Als Domizil für zwei Stationen wäre mein
Anhänger akkustisch etwas zu klein
geworden, so dass wir uns noch den Wohnwagen von Sebastian ausgeliehen
hatten. Bei bestem Wetterbedingungen bauten wir zunächst die 2m
Antenne mit dem zuletzt erworbenen Pneumatikmast auf. Laut
Natobeipackzettel sollte der Mast mit zwei Mann in sechs Minuten stehen
- wir brauchten länger - was wohl am fehlenden Beschuss lag.
Anders konnten wir uns das nicht erklären. Die 70cm Antenne stand
schneller, war aber auch nicht so hoch und weniger gewichtig. Doch
was wäre ein
Kontest ohne Stress.
Ground Zero
Der begann
pünktlich mit der Inbetriebnahme der 2m Station, als der
Anodenruhestrom sich bei knapp einem Ampere einpendelte. Das konnte
nicht sein, schon gar nicht eine Dauerlösung. Die Gittervorpannung
betrug lümmelige -18V, worauf ich messerscharf folgerte: da ist
was oberfaul. Und das kennt man doch auch- beim letzten Test zu
Hause
hatte doch noch alles funktioniert! Und, genau - die Schachtel,
in der der rettende Ersatzfet auf seinen Einsatzes auf dem Schafott
wartete, die lag zu Hause. Und genau dorthin fuhr ich. Na ja, es ist
nicht ganz so weit, nach ca.1,5h war ich wieder da. Und siehe da,
alles
funktionierte wieder, wie beim letzten Test zu Hause. Ach ja es fehlte
noch das I-Tüpfelchen, das SWR der Antenne war irgendwie
bewegungssensitiv. Ein Fall für den nächsten Tag, Martin war
inzwischen nach Hause gefahren und ich machte den Cerberus und
blieb vor Ort.
Arbeitsplatz ...
Die Nacht war
dann doch erstaunlich frisch und die Komfortzone des
Sommerschlafsacks leicht unterschritten, ich hätte doch den
etwas
dickeren mitnehmen sollen. Die wärmenden Sonnenstrahlen erweckten
neue Lebensgeister und die waren auch gefragt, musste ich doch den Mast
ablassen und umlegen. Eine Messung des SWRs mit einem Analyzer liess
nämlich vermuten, dass es irgendwo einen Wackelkontakt geben
musste. Also Luft raus und den Mast umgelegt. Das war alleine
grenzwertig, aber noch bewältigbar, wenn man die richtige Technik
anwandte. Am Ende zeigte sich, dass ich diesmal Glück hatte.Einer
der beiden gespeissten Dipole der Tonnas war wohl schadhaft. Ich hatte
einmal vier dieser Antennen gebraucht erstanden und diesen Dipol nie im
Einsatz gehabt. Eine äussere Inspektion liess darauf schliessen,
dass es wohl einmal eine Entladung gegeben haben musste (wohl ein
Blitzschlag). Da ich die Innereien des Dipols kenne,wusste ich, dass es
im Inneren keine Bauteile gab, also konnte man davon ausgehen, dass
wohl einer der verpressten Kontakte in der Plastikumhüllung marode
war. Mein Glück war jetzt - ich hatte einen dritten Dipol dabei.
Ja, man muss auch einmal Glück haben. Also getauscht und siehe da,
die Rücklaufdämpfung war besser 23dB, was will man mehr. Bis
Martin gegen 10:00 eintraf, war alles wieder aufgebaut und endlich
einsatzbereit.
Die 70cm Anlage bereitete keine größeren Probleme, nur der
Vorverstärker fiel aus, was aber verkraftbar war,da Martin so oder
so mit der typischen SSB-Audio nicht vertraut war und sicher andere
Hörprobleme im Vordergrund stehen würden. Am früen
Nachmittag hatten wir dann noch Besuch von Frank DF9VH, den ich einige
Jahre nicht mehr gesehen hatte. Während des Kontests schaute noch
Jens DL7ACN, der ebenfalls mit einer Jugendgruppe im Kontest in der
Nähe QRV war. Er war vom grünen Pneumatikmast begeistert,
auch die Aussicht vom QTH über den Kraichgau bis zum
Köngistuhl und Melibokus bei Darmstadt fand Wohlgefallen vor
seinem Antlitz. Nicht unerwähnt sollte der Besuch der Familie
eines neuen OV-Kollegen sein, der in Nussbaum wohnt und unsmit
frischgebrühtem Kaffee versorgt hat. Doch deutlich besser, als
der lösliche Kaffee aus der Dose.
Martin überliess ich nach einer grundlegenden Einführung
seiner Intuition. Er hatte sich zunächst zu mir gesetzt,
um den wesentlichen Ablauf eines Kontest QSOs mit zu bekommen. Das
es Schwierigkeiten mit der verständlichen Einstellung eines
SSB-Signals geben würde, war klar. Aber wir wissen auch, die Zeit
läßt reifen und da es nicht darum ging Meriten zu
verdienen, konnte er es ruhig angehen lassen. So war es denn dann auch,
jedenfalls hat er alles alleine auf die Reihe bekommen, zwar nicht
viele Verbindungen, aber trozdem waren ein paar schöne DX
Verbindungen dabei.
Zum Kontest selbst gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, mit die
miesesten Bedingungen, die ich je erlebt habe. Es dauerte zu
Kontestbeginn überhaupt erst Fahrt aufzunehmen. Fast sechs
Minuten, bis das erste QSOim Log war. Ich hatte schon Zweifel, ob ich
überhaupt lesbar war. Am Ende waren es magere 57 QSOs in der
ersten Stunde. Ich schob dies auf das fantastische Wetter. Warum ist
das Wetter nicht einfach nur zum Aufbau und Abbau schön,
dazwischen kann es ruhig 24h ungemütlich sein.
Zwei Engländer riefen ziemlich zu Kontestbeginn an, das war es
dann auch aus dieser Richtung. G7RAU, der eigentlich, wenn man mit ihm
einen Sked hatte, zu hören hätte sein sollen, Fehlanzeige.
Ansonsten nur die üblichen Verdächtigen am DX-Horizont. So
gut wie kein QSB, nur unterdurchschnittliche Signale. Stationen aus
Berlin vorhanden, aber auch alle eher schwach. Irgendwann
klappte noch in CW eine Verbindung über 900km mit 9A0V.
Gegenüber dem letztjährigen Mailog lag ich bald hoffnungslos
zurück. Keine Chance,die 600 QSOs zu erreichen oder die 200K
Grenze zu knacken. Aufmunternd wie immer, der Vergleich der laufenden
Nummern mit DR1H, er hatte Gott sei Dank weniger als die doppelte
Anzahl..
Zwischendurch immer mal wieder positive Überraschungen, wenn
eine schwach aufnehmbare Gegenstation in CW zurückkam. So
bekam man doch das ein oder andere QSO noch sicher ins Log. Harry hatte
in seinem Logprogramm eine Funktion, die ihm Anzahl und Schnitt
bei SSB/CW QSOs anzeigte. Das habe ich mir jetzt ebenfalls
implementiert. Es ist schon überraschend, wie stark CW ist. Mit 48
QSOs hatte ich ca. 10% der Verbindungen in CW gemacht und dabei einen
Schnitt von 564km/QSO erzielt. Das sind ca. 27K Punkte oder 15% meiner
Gesamtpunktzahl. Diese würden sonst vielleicht nicht im Log
stehen.
Am Ende erzielte ich immerhin -trotz verhaltener Bedingungen - mit
340km/QSO den besten über 24h in einem mixed Mode Kontest
erreichten Schnitt von diesem Standort..
Der Abbau zog sich etwas in Länge, es waren ja zwei Anlagen
abzubauen zu verstauen. Aber am Ende war alles wieder abgeliefert und
mal sehen, ob wir im Juli das nächste mal auflaufen.
Equippement
K3/Kuhne Transverter
hombrewed GS35b PA
2* 11El. F9FT
73' de Michael DL6IAK