Im Juli fiel der Kontest für mich ja aus därmlicher Unpässlichkeit aus, trotz erfolgten Aufbaus. Ich war gespannt, was das Schicksal jetzt im Marconikontest für mich bereit halten würde. Die Woche hatte aus Sicht eines Funkamateurs ja schon so einige Problemchen bereitgehalten, der Kurzwellenbeam an der DHBW hatte sich am Wochenende während des CQWWDX zur Ruhe gelegt, die Antenne lies sich nicht mehr bewegen, leider auch nicht mehr in die Einfahrposition. Da die Woche noch stürmisch zu werden versprach und mir die Bilder der zerstörten Antennen von DL1A noch lebhaft vor den Augen schwirrten, musste ich mir hier auch noch etwas einfallen lassen. Beruhigend war dann doch die Aussage von Tom von Optibeam, dass es schon heftiger kommen müsste, als die prognostizierten 70km/h Böen. Gleich wie, die Antenne musste auch vor dem Wochenende runter, bevor es irgendwann doch noch schlimmer kommen würde. Die Aktion fand dann Mittwoch abends statt, nach 4,5 Stunden Turmtraining war die Antenne endlich unten. Aber mit einer Teilnahme am CQWWDX CW wirds dann wohl dieses Jahr nichts.
Dann die Überprüfung der fehlerhaften Röhren PA von Harry, hier ergab sich, dass der Schnittbandkerntrafo, wohl nach einer etwas exzessiveren Betriebsphase, (einen) Schluss gemacht hatte. Eine Reparatur ein ökonomischer Totalschaden, ein passender Trafo, der ins Gehäuse passt, ein Zufallstreffer. Ein Fall für Bastler, denen ein separates Netzteil nichts ausmacht. Wenigstens konnte dabei noch festgestellt werden, dass das von Harry verwendete Schaltnetzteil in 32kHz Abständen nur um ca. 40dB gedämpfte Seitenbänder erzeugte. Nach einem Tausch waren die Nebenaussendungen mit dem Drahtstummel am Analyzer im Signal aus dem Dummy nicht mehr sichtbar oder zumindest ausserhalb des beobachteten Frequenzintervalls. Im Kontest wurde Harry dann aber doch mehrfach gespottet (ich übrigens auch), allerdings um 60dB gedämpft. Das passiert dann nur bei Skimmern in der Nachbarschaft, die das Hauptsignal mit über 60dB detektieren, bei uns war das ab und zu bei DR9A der Fall.
Nachdem das Windfeld vorbei gezogen war, sah es für das Wochenende windstill und vor allem trocken aus. Den Aufbau machte ich wie gewohnt am Freitag, mit den üblichen Wirren, wenn es galt alle sieben Sachen zusammen zu suchen, die die sortierteste aller XYLs nach einem sich mir wohl nie erschließenden Plan im Keller und meinem Arbeitszimmer wohlgefällig fürs Auge des Betrachters, aber unsichtbar für den ewig Suchenden, verwahrt hat. Ja, es ist meine Schuld, wenn ich den Sachen nach dem Kontest nicht sofort selbst einen unsichtbaren aber mir bekannten Platz zu wies. Nachdem dann alles gefunden ward, atmet sie bestimmt kräftig durch, wenn sie mich dann entschwinden sah. Vergessen hatte ich dann doch noch etwas, eine Sitzgelegeneheit. Das bemerkte ich aber erst, als ich schon einige Kilometer von zu Hause weg war, aber Karlheinz DG1IU lag ja noch auf meiner Route und der half mir mit einem Gartenstuhl aus.
Am Kontestgelände angekommen, zeigte sich das Wetter von der freundlicheren Seite, die Sonne schien zunächst, wenn man sich bewegte, konnte man sogar ins Schwitzen kommen. Der Standort hat den Vorteil, ca.300m außerhalb einer bewohnten Ortschaft zu liegen und über eine feste Stromversorgung zu verfügen. Am Bollenberg stehen die Antennen und die Hütte, aber der Strom muss mit einem Aggregat erzeugt werden. Je nach Windrichtung lauter oder leiser, die Luft mehr oder weniger abgasgeschwängert. Den Vorteil der Hütte auf dem Bollenberg, habe ich durch den Kauf des Kofferanhängers inzwischen neutralisiert, bleibt eigentlich nur der Antennenaufbau, der alleine bewältigt werden muß. Hier hatte ich in den letzten Jahren schon einige Variationen durchprobiert. Erst Steckmast, dann Schiebemast, dann eine Gerohkurbel-Steckmastkombination und jetzt, als glücklicher Besitzer eines Clark Pneumatikmastes, die beste Variante. Damit bekomme ich die Antennen jetzt bis auf ca.14m. Mit dem Anhänger in der Nähe des Mastfusses reicht dann ein 12m Halbzoll Flexwellkoaxkabel bis zum Rotor. Ein Vorverstärker erübrigt sich, wenn der Transverter eine kleine Rauschzahl hat. Das ist ein echter Segen, auch wenn es zunächst Überwindung gekostet hat darauf zu verzichten - mir fehlt das 'Aufrauschen' des Vorverstärkers inzwischen überhaupt nicht mehr.
Der Aufbau der 2*11 Antenne geht mir inzwischen ganz gut von der Hand, nach ca. 1,5 Stunden steht die Anlage. Der Pneumatimast wiegt zwar mehr als 70kg, ich könnte ihn, ohne Angst um meine Bandscheiben zu haben, nicht alleine heben, muss das aber auch nicht ... wer den zeitlich gerafften Aufbau sehen will, kann sich ihn hier (ca. ans170MB) ansehen. Die Batterie in der Kamera hat gerade gereicht, bis der Mast oben war.
Jetzt noch die Station eingerichtet und hoffen, dass alles anspringt. Auch dieser Teil der Übung gelang ohne Funkensprühen. Auf dem Band traf ich dann Daniel DL3IAE und Michael DB6NT im QSO. Beide verbinde ich mit viel Eisen, von Daniel hatte ich einst ein gewichtiges Netzteil (60kg) gekauft und an Michael meinen 16m Versatower verkauft. Noch ein paar CQ Rufe brachten mir eine Station aus England ins Log - Mission erfüllt - ich fuhr nach Hause.
Samstag, fast stressfrei, das bedeutet, ich musste nichts mehr suchen, na ja fast nichts, ging es wieder zum Gelände. Es sind ca. 45min Fahrt, durch eine Dauerbaustelle in Weingarten (drei Jahre) muss inzwischen eine etwas unbequemere Anfahrt genommen werden. Alles war noch in Ordnung und nach dem Anschluss der Geräte klappte alles. Dann ging es endlich los, ja dachte ich ... die erste Station, die antwortete war OM5AW, gleich 700km, das fing gut an, nur das QSO wollte nicht geloggt werden. Standhaft weigerte sich das Programm, die Eingabe ins Log zu übernehmen. Ja, jetzt hieß es in die eigene Nase zu kneifen, der Programmierer saß selbst vor dem PC. Nachdem die ersten Vermutungen den Effekt nicht beseitigen konnten, griff ich bevor die Zeit weiter sinnlos verann, zu einer veralteten Version des Programms. Die funktionierte und loggte, hatte aber leider nicht die inzwischen lieb gewonnenen Funktionalitäten. Bis ich wieder los legen konnte waren so 40 Minuten verloren. Meine Erfahrung im Kontest ist, man holt nichts ein, Zeit die verloren ist, ist nunmal verloren. Ich konnte also loggen, aber musste alles von Hand geben, die Bandmap fehlte, inzwischen mit den auch auf UKW laufenden Skimmern ein Handicap. Einfache Frequenzwechsel, die durch Eingabe von z.B. 170, QSY auf 144170 machten, um einen Sked zu versuchen, um dann mit einem einfachen Tastendruck wieder auf die CQ QRG zurück zu wechseln, gingen nicht mehr. Kurbeln am VFO war also wieder angesagt, also es war einfach suboptimal ... das Problem muss ich jetzt hier zu Hause suchen, es lag an der letzten ungeprüften 'Verbesserung' ...
Verzögert und adrenalingeladen ging ich dann ins Rennen. Immer wieder spannend, der Vergleich mit Harry's Wellnessstation, man verzeihe mir die Gehässigkeit - Harry muss nur die Geräte anschließen und den Generator anwerfen und nach Kontestende ist er auch gleich zu Hause, während hier noch alles abgeräumt werden muss (spätestens dann beneide ich ihn echt, je nach Wetterlage). Um 16:39 gab ich ihm die Nummer 70 und bekam 72 ... für ihn sicher eine motivierende Überraschung, er wusste ja nichts um meine Startverzögerung, für mich ein gutes Zeichen, ich war auf der Spur ...
Mit fortschreitender Zeit und zunehmender Müdigkeit vermisste ich zunehmend die Annehmlichkeiten der nicht vorhandenen Transceiversteuerung. Hängt man selbst an der Taste, kann man nicht so 'abhängen', wie beim Funktionstastenbetrieb. Da kann man vor sich hin dösend F1 drücken, bis man aufschreckt, wenn eine Antwort kommt. Leider fehlten auch solche selbst motivierenden Animationen, wie QSO-Raten, Vergleich mit dem Vorjahreslog, Verlauf der Punkteentwicklung ... ich hatte das Vergleichslog dann in einem anderen Fenster offen. Das war wenigstens ein motivierender Eindruck, ich lag vorne ... trotz der Einschaltverzögerung.
Zu den Bedingungen: die erschienen leicht angehoben ohne eine bevorzugte Richtung, vielleicht eher nach Skandinavien. Es gab einmal eine kurze gefühlte Öffnung nach England, als ich fünf Stationen nacheinander loggen konnte, dann war aber von dort aus Ruhe. SM loggte ich relativ früh und diesmal sogar vier Stationen, aber verteilt über den Wettbewerb, OZ nur einmal. Auch der Südosten war nicht schlecht, was gefühlt auch an der höheren Teilnehmerzahl dort liegen kann. Überhaupt, welche Verschwendung wäre es, ein CW Kontest und dann Überreichweiten nach Westen, die Briten gehen gefühlt auch noch früh ins Bett. Die Nachteulen wohnen eher im Osten.
Die üblichen Verdächtigen lagen auch schnell mit mehr als hundert QSOs in Vorlage. Die Beteiligung erschien erfreulicherweise höher, als in den Jahren zuvor, zumindest hatte ich beim Übers Band Drehen das Gefühl, dass immer einiges los war und fischte so die ein oder andere Neuigkeit ins Log. Den ON4KST-Chat beobachtete ich am Rande, die ein oder andere Verbindung ging dadurch ins Log, als wettbewerbsentscheidend würde ich dieses Verfahren aber nicht werten, es kostet einfach zu viel Zeit für eine Single Station, es hebt aber sicher den Schnitt. Starke Multistationen haben da mehr Vorteile, sie machen es sich auch bequem und laden einfach (arrogant!?!) auf ihre Frequenz vor ...
9A0V kam schnell und problemlos ins Log und dominierte lange die Anzeige des ODX. Bis ich sonntags von LA0BY gehört wurde. Die Verbindung kam dann aber nicht durch Verabredung zu Stande, sondern er rief mich an, leise, aber bei konstantem Signalpegel ohne QSB und deutlich lesbar. Es ist schon eine Weile her, dass ich einen Kontakt über 1200km im Kontest loggen konnte, aber die Tropo war wohl richtig gut, er loggte zuvor schon HB9FAP, das sind noch mal ca. 200km mehr.Den Schlussgong setzte SM6CEN, der mich um 13:58 anrief und 13:59 im Log verschwand, auch nochmal über 900km.
Am Ende war es das
bisher beste Erlebnis, dass ich in einem Marconikontest erreicht
hatte. Zwei Stunden war ich mit dem Abbau beschäftigt,
bei
Anbruch der Dunkelheit war alles transportbereit verstaut, gegen 18:30
empfing mich meine XYL und die ungedämpfte Oberwelle mit einem
begeisterten Papiiii,
als wäre ich Jahre weg gewesen, was braucht man
mehr.
ANZAHL GÜLTIGER VERBINDUNGEN | 356 |
ERREICHTE PUNKTZAHL | 142823 |
DURCHSCHNITTSENTFERNUNG | 401 km |
GEARBEITETE GROSSFELDER | 76 |
WEITESTE VERBINDUNG | 1231 km mit LA0BY |
Nach
dem gescheiterten September-Contest und die
Nichtteilnahme im Oktober stand nun der Marconi vor der Tür.
Erstaunt
bin ich immer wieder, wie gut es doch Richtung
Italien geht. Immerhin muss das Signal über die Alpen und dahinter
auch wieder
herunterkommen. So laut Italien geht, so schwer ist es dann aber mit
9A. Da war
es wieder mein 900 KM Problem. Verschiedene Versuche mit 9A0V
führten zu keinem
vollständigen QSO. Die 900 KM scheinen wirklich meine
terrestrische Begrenzung
zu sein. Da würde es auch nicht helfen, die Leistung zu
erhöhen, denn was man
nicht hören kann, kann man auch nicht arbeiten. HA ist da weniger
das Problem.
Vermutlich hat der ungarische Transverter einen HA-Boost im RX und die
Endstufe
aus italienischer Fertigung findet leichter den Weg über die Alpen
in ihr
Heimatland.
Gefunkt
wurde mit:
Elecraft
K3 (uralt K3, aber mit dem KSYN3A Synthesizer
Upgrade)
ME2HT
Transverter (HA1YA)
ITALAB
Atlas 1000 Endstufe
2x
8ele I0JXX
ANZAHL GÜLTIGER VERBINDUNGEN | 273 |
ERREICHTE PUNKTZAHL | 106494 |
DURCHSCHNITTSENTFERNUNG | 390 km |
GEARBEITETE GROSSFELDER | 69 |
WEITESTE VERBINDUNG | 884 mit HA6W |