Überschreitung des Mount Kenya Massivs

und

Besteigung des Point Lenana

Vorspiel


In Nairobi informierten wir uns zunächst in einem der zahlreichen Safari Unternehmen über die Möglichkeiten zur Überschreitung des Mount Kenyas. Sehr bald wurde uns klar, daß dies kein besonders schwieriges Unternehmen sein konnte, insbesondere konnte im Gegensatz zum Kilimanjaro und später dem Rwenzori  hier noch alles alleine organisiert werden. Somit konnten wir auf die Nachteile einer organisierten Tour verzichten, die uns in unserer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt hätte und uns in ein festes zeitliches Korsett gepresst hätte. Später zeigte sich dann, wie gut diese Entscheidung war, da uns wohl der schönste Teil der Überschreitung im Nebelsumpf entgangen wäre. Nach Zusammentragen aller Fakten entschieden wir uns für den Aufstieg über die Sirimon Route und Abstieg über die lange Chogoria Route. Aus den schon benannten Gründen verzichteten wir auf einen Führer und auf Träger. Zum Ausgangspunkt der Route gelangt man problemlos mit einem Matatu aus Nairobi ohne umzusteigen.
Für die gesamte Überschreitung des Mount Kenyas benötigten wir ohne Eile fünf Tage, Zeitpunkt die zweite Julihälfte.

Die Charakteristik der Tour ist geprägt von der typischen heideartigen Vegetation, wie sie überall in Afrika in den hohen Bergregionen zu finden ist. Im Gegensatz zum Kilimanjaro ist die Landschaft sehr viel stärker strukturiert und bietet insbesondere im Abstieg über die Chogoria Route überwältigende Ausblicke, die ihresgleichen suchen dürften. Die Wege sind auf der beschriebenen Route leicht zu finden, selbst bei starkem Nebel, kann ich mir keine Wegfindungsprobleme vorstellen. Trittsicherheit ist in jedem Fall beim Aufstieg von Shipptons Hut zur Point Lenana gefragt, hier insbesondere die letzten hundert Höhenmeter über den verblockten Gipfelaufbau, wer aber in den Alpen nicht nur Seilbahnbesteigungen unternommen hat, sollte keine Probleme haben, wenn es trocken ist. Der Abstieg über die lange Chogoria Route führt leicht stets am oberen Rand eines atemberaubend schönen durch Stufen mit Wasserfällen  geprägten Tales  hinab  zum Chogoria Gate, wobei der Blick weit hinab in das Hochland von Kenya schweift. Die folgende Kartenskizze gibt in etwa den Verlauf der Route zwischen Old Moses Hut und Minto's Hut wieder, eingezeichnet sind auch die Wasserstellen.


Karte vom zentralen Teil der Route

Voraussetzungen zur Überschreitung ist eine gute körperliche Verfassung und ausreichend  Kondition, auch einmal sieben Stunden lang einen Rucksack über tausend Höhenmeter (z. B. 3300m auf 4300m) und 19 km zu tragen, auch wenn das Wetter einmal unfreundlich ist und die Sachen nass werden. Die Höhe kann Probleme bereiten, allerdings kann man auf den beschriebenen Route immer absteigen, sollten Probleme auftreten.

Ausrüstung und Verpflegung

Verzichtet man wie wir auf eine Unterkunft in den festen Hütten,  muss ein Zelt mitgenommen werden, da es regnen oder schneien kann und die Temperaturen nachts empfindlich unter Null Grad sinken. Ein guter Schlafsack (Comfort bis ca. -5°C)  ist zu empfehlen, wenn man die langen Nächte nicht durchwachen will. Gutes festes Schuhwerk ist selbstverständlich, Stöcke sind hilfreich, aber nicht notwendig und Handschuhe ein Muß. Tagsüber sind die Temperaturen für uns Europäer kein Problem, denn es kann hier unter dem Äquator auch am Tage einmal schneien.


Schnee am Mount Kenya

Regenschutz und Funktionswäsche zum Wechseln sind ebenfalls notwendig, Schauer die die Kleider bis auf die Haut durchweichen, können nicht ausgeschlossen werden. Wir haben festgestellt, daß der Regen meist erst am frühen nachmittags mit der durch die Thermik einsetzenden Bewölkung  einsetzt, dann aber auch oft mit Blitz und Donner. Frühes Aufbrechen wird meist durch trockene Ankunft belohnt.
Das Essen und die Kochgeräte sind ebenfalls zu tragen.Wasser stellt kein Problem dar, da es entlang der Route leicht gefunden werden kann. Zum Entkeimen hatten wir einen Katadyn Keramikfilter dabei, womit wir unser Wasser unterwegs gleich zum Trinken filtern konnten (Wasserstellen sind später bei der Wegbeschreibung angegeben).  Nicht vergessen werden sollte ausreichend Sonnenschutz und eine gute Sonnenbrille. Zum Essen empfehlen sich Tütensuppen und Knorr/Maggi-Fertigerichte, die am besten von zu Hause mitgebracht werden (spezielles Expeditionstütenessen ist teurer und schmeckt genauso schlecht). Es gibt aber auch in Nairobi ein Geschäft, das solche westlichen Hochgenüsse verkauft. Ein Tip zum Verpacken, da die Tüten die Neigung haben sich in größerer Höhe aufzublähen und so Platz wegnehmen, mache ich zu Hause mit einer Nadel ein Loch, komprimiere die Tüten und verschliese das Loch mit einem Tropfen Sekundenkleber oder einfacher mit einem Tesastreifen. Viele Kalorien sind das zwar nicht, aber wir beide haben damit keine Probleme (in Kirgisien hatte ich mit dieser Diet schon einmal 12kg abgenommen). Das Essen damals für vier Wochen Trekking wog ca. 5kg und hatte bequem im Rucksack platz. Da wir unser gesamtes Gepäck für Ostafrika dabei hatten, trugen wir noch unsere Steigeisen  für die spätere Rwenzoritour mit uns. Insgesamt kamen so zu Beginn ca. 25kg Marschgepäck je Person zusammen.

Wer es bequemer will, organsiert die Tour mit Guide und Portern und reist mit dem "Handgepäck" , riskiert aber unter Umständen starken Erlebnisverlust.



Routenbeschreibung Sirimon und Chogoria Route


Ein Teil der Affenhorde an unserem Campground

Nach Anfahrt von Nairobi über Nanyuki nach Timau konnten wir unseren Matatufahrer noch überzeugen, uns hinauf  zum Sirimongate zu fahren. Ansonsten hätte uns ein kleiner Marsch mit 900 Höhenmetern auf den sanften Hängen des Mount Kenya Massivs von der Hauptstrasse bevor gestanden. Das Gate liegt auf ca. 2600m bereits im Mount Kenya Nationalpark. Leider wird sofort die Eintrittsgebühr in den Park fällig. Wir waren die einzigen Besucher und bekamen vom aufsichtsführenden gewehrbehängten Ranger einen wunderbaren Zeltplatz einige hundert Meter vom Gate entfernt in einer Waldlichtung zugewiesen.  Die Lichtung war bereits von einer Horde von 50 Pavianen besetzt. Diese zogen sich geordnet zurück, während wir argwöhnisch unser Gepäck beobachtend unser Zelt aufstellten. Später zog sich die Horde in den Wald zurück und wir genossen die friedliche Stimmung der in der Abendsonne liegenden Lichtung. Dies war die erste Nacht für uns in der freien afrikanischen Wildbahn, die Hütten der Ranger und deren beruhigenden Elefantenbüchsen waren einige hundert Meter entfernt. Die schnell hereinbrechende Dämmerung war untermalt mit den fremdartigen Geräuschen, die aus dem Urwald in unser Gehör drangen. Da war dieser unglückliche Junge, der von einem Büffel zertrampelt wurde, so hatte  uns der Ranger am Gate erzählt, "very unfortunatly". Ich dachte bereits an die beiden "very unfortunatlies German guys", die in ihrem Zelt von einer Herde von Büffeln atomisiert wurden, wir machten Feuer, das mögen unzivilisierte Wildtiere bekanntlich nicht und holten Wasser von der kürzlich von einer  Elefantenhorde  geschredderten Wassertstelle. Später im Zelt, den fremdartigen Geräuschen um uns herum lauschend, sahen wir die gesamte afrikanische Fauna an unserem geistigen Auge vorbeiziehen. Das war wie eine Safari, nur spannender. Irgendwann holte uns der Schlaf und nicht der Löwe. Morgends, aufgeweckt durch heftige Geräusche in unmittelbare Umgebung des Zeltes, sehr vorsichtig und stets darauf gefasst in das wahre Gesicht Afrikas zu blicken, öffnete ich das Zelt und sah eine friedlich grasenden Zebraherde in der Morgensonne auf der Lichtung stehen. Genau so hatten wir uns Afrika vorgestellt.

Erster Tag

Sirimon Gate zur Moses Hut



Die erste Tagesetappe zur Old Moses Hut auf 3300m sind gemütliche 9km, nach Bezahlung der Eintrittsgebühr und Erledigung der unvermeidlichen Formalitäten, starteten wir durch wie ein überladener Jumbo. Mit uns eine weitere Gruppe Cessnas  mit unverschämt leichten Gepäck und einer Horde Porter. Die gesamte Strecke ist ein Fahrweg, der auch von einem 4WD bis zur Hütte befahren werden kann. Durch eine Waldzone und dann am Ende durch eine Heidelandschaft führt er unschwer zur ersten Hütte. Nach knapp drei Stunden hatten wir das Ziel erreicht, nicht als letzte. Es hatte etwas geregnet am Nachmittag, weiter oben in den Bergen musste es aber ordentlich geschüttet haben. Unser Zelt schlugen wir einige Meter hinter der Hütte auf, dort standen bereits zwei Zelte mit zum Trocknen ausgelegten Kleidern. Die Besitzer waren ebenfalls ohne Porter unterwegs und hatten den Aufstieg zur Point Lenana bereits hinter sich, man sah es Ihnen an. Beim Abstieg von Shipptons Hut waren sie in das von uns beobachtete schlechte Wetter geraten und völlig durchgeweicht.
Abends klarte es wieder etwas auf, Nachts gab es dann wieder ein paar Schauer. Am nächsten Tag stand die längste Etappe an, über 1100 Höhenmeter, da es etwas auf und ab geht,  zu Shipptons Hut auf 4300m.


Zweiter Tag/Dritter Tag

Moses Hut zur Shipton Hut





Am Beginn des Mackinder Valley, Blick zurück kurz nach der Scharte

Eine Stunde nach Tagesanbruch standen wir gesattelt bereit zum Aufbruch, der Weg führt von hier als Pfad über Heide/Buschlandschaft zunächst steil hinauf zu einer gut sichtbaren Wetterstation, diese links passierend schwenkt er in einem Rechtsbogen leicht ansteigend, im Verlauf zwei  Bachläufe querend unter eine Scharte, von der man ins Mackinder Valley gelangt. Der zweite Bachlauf vor der Scharte, zu dem deutlich abgestiegen werden muss, ist für lange Zeit die letzte Möglichkeit Wasser zu fassen. Die Gelegenheit sollte nicht verpasst werden, da sich der Weg bis zur nächsten Wasserstelle in die Länge zieht. Nach Aufstieg in die Scharte leitet der weitere Pfad dann wieder leicht abfallend ins Mackinder Valley, an dessen Ende sich das Etappenziel, die Shippton Hut, befindet. Weit oberhalb des sich im Talgrund hinziehenden Bachlaufs zieht der Pfad an der linken Talseite in das leicht nach rechts geschwungene Tal. Einen Blick auf die Hütte erhascht man leider erst kurz vor dem Eintreffen. Der Weg das Tal hinauf ist nicht mehr allzu steil, zieht sich aber in die Länge. Zum Schluss noch eine Steilstufe auf der rechten Talseite hinauf, dann taucht die Hütte endlich auf. Mir hat es an diesem Tag fürs erste gereicht, da die Luft auch nicht mehr so recht nahrhaft war.




Shipton Hut auf 4300m

Nachdem das Zelt aufgestellt war, kochten wir unser Abendessen. Dazu kann der Gastraum der Hütte benutzt werden. Nach Sonnenuntergang wird es ziemlich schnell frostig. Manch einer der hier Anwesenden hatte bereits sichtlich mit der Höhe zu kämpfen, das kommt vom schnellen Aufstieg, mit unseren Rucksäcken kannten wir das Problem glücklicherweise nicht. Nach einer erfrischenden Nacht genossen wir am folgenden Tag die Aussicht auf die Hauptgipfel Nelion und Batian, die Vegetation und machten eine Wanderung zum Simba Lake.


Die zentralen Gipfel des Mount Kenya von Shipton Hut
links hinten Point Thompson, Bildmitte der Doppelgipfel mit Nelion und Batian


Faszinierend immer wieder der Pflanzenwuchs auf über 4000m Höhe. In der folgenden Nacht wollten wir bereits um 2:00 zum Point Lenana aufbrechen, um bei Sonnenaufgang in Gipfelnähe zu sein.


  Typischer Pflanzenwuchs in den hohen Bergregionen




Vierter Tag

Shipton Hut über Point Lenana zu Minto's Hut



Blick von Shipton Hut zum Point Lenana (4995m),
der verborgen hinter dem höchsten Zacken liegt


Ein unerfreuliches Piepen, der Wecker riss uns gegen 1:30 aus dem Schlaf. Die Zeltwände mit gefrorenem Reif bedeckt, der sich bei der geringsten Bewegung erfrischend von der Zeltwand löst. Jetzt hilft nur schnell raus aus dem warmen Schlafsack und rein in die klammen Hosen, das Zelt im Schein der Stirnlampe zusammengelegt und alles in die Rucksäcke verstaut. Das sind die Momente, an die man sich später gerne erinnert, weil sie dann bereits Geschichte sind.
Der Weg überwindet zunächst die oben hinter dem Zelt sichtbare Stufe. Dann geht es über den im oberen Bildviertel sichtbaren Moränenrücken diagonal hinauf, später im Zickzack bis knapp unter den linken Vorgipfel. Dort besteht die Möglichkeit sich vom Gepäck zu trennen und die restlichen knapp 200 Höhenmeter ohne Rucksack zum Gipfel zu klettern.
Im Schein der Stirnlampe begannen wir uns warm zu laufen, es war klarer Himmel aber ohne Mondlicht. Bis zum Moränenrücken war der Weg ziemlich eindeutig und einfach zu finden. Auf der Rampe wurde die Wegfindung problematischer, da es viele Wege gab, die sich durch zum Teil lockeres Gelände schlängelten. Manche Passagen waren ziemlich unangenehm und im Dunkeln habe ich mich einigemale von der Ideallinie entfernt und musste unangenehme kraftzehrende Querungen einlegen. Kraftsparender ist es nicht als erster zu gehen, sondern einfach den Guides der geführten Gruppen zu folgen.
Ich erinnere mich, daß am oberen Ende des Moränenrückens nach links ausgequert werden muss, was leicht verfehlt werden kann und dann in unwegsames Gelände führt. Diese Stelle habe ich als Wegpunkt festgehalten. Danach windet sich der Pfad auf das obere Ende des sich links dahinziehenden Gratrückens. Beim Erreichen des Grats in ca. 4820m Höhe öffnete sich der Blick nach Osten und die Sonne ging gerade auf.


Sonnenaufgang unterhalb des Point Lenana

Von hier zieht der weitere Weg hinab zu Minto's Hut, ein kleiner See leicht vereist liegt in einer Karmulde, nach rechts geht es zum Gipfel, der von hier aus nicht mehr allzu weit entfernt ist. Die Rucksäcke können hier deponiert werden und die letzten knapp 200 Höhenmeter deutlich erleichtert zurückgelegt werden. Dem Pfad rechts leicht ansteigend gefolgt, später steil im leichten Zick Zack über kleine Geröllrampen um Felsvorsprünge.  Unter dem Gipfelaufbau wird der  Grat gegenüber den beiden Hauptgipfeln erreicht. Unten in der breiten Scharte der Lewis Gletscher. Wacklig sollte man nicht auf den Beinen sein, ansonsten ist es unschwer hinüber zum verblockten Gipfel zu gelangen und den letzten 2-3m Aufschwung auf das kleine schräge Gipfelplateau  zu bewältigen. Hier knapp 5m unter der magischen 5000m Marke schweift der Blick hinüber zu Nelion und Batian in der Morgensonne, hinab auf die Reste des Lewis Gletschers und die Austrian Hut, die auf fast 4800m liegt und  über die eine andere Route zum Gipfel führt.



Nelion und Batian vom Point Lenana


 
Links in der Mitte(rot) Austrian Hut, rechts der Lewis Gletscher


Der letzte Teil der Sirimonroute ist ebenfalls gut einsehbar, der Blick reicht über das Mackinder Valley. Am unteren sichtbaren Ende nach dem leichten Rechtsknick des Tales quert der Pfad von der nicht sichtbaren Moses Hut ein. Leider konnte der Kilimanjaro nicht ausgemacht werden, als ich vor ein paar Jahren dort oben war, konnte ich den Mount Kenya deutlich im Norden aus dem Wolkenmeer ragen sehen.


Mackinder Valley, durch das der Aufstieg über die Sirimonroute führt,
unten an der Schattengrenze Shiptons Hut

Nach dem Genuss des Gipfelrundblicks ging es weiter zum heutigen Tagesziel, das noch ein paar Stunden Fussmarsch entfernt liegt. Glücklicherweise müssen keine  Höhenmeter mehr überwunden werden, es geht grossteils bergab, allerdings mit kleinen Gegenanstiegen. Minto's Hut liegt auf dem Felsplateau, das im unteren Bild deutlich ins Gorges Valley abbricht. Was auf dem Plateau wie Schneeflecken aussieht, sind Seen, die sich in der Sonne spiegen.



Der Weg zieht sich in der Bildmitte auf das Felsplateau und
dann auf dem Rand des Gorges Valley hinab zu den Bandas

Deutlich erkennbar im nächsten Bild die beginnende Termik, die Wolken aus den tieferen Lagen in die Gipfellagen treibt und zu den mittäglichen Gewittern und Schauern führt.

  
Grossartige Aussicht hinab ins obere Gorges Valley

Der Weg fällt zunächst steil über Geröll ab, um dann sanft im oberen Bereich des Gorges Valleys auszulaufen. Links windet sich der Pfad dann wieder sanft ansteigend auf die  Felsbastion mit der gigantischen Felskante. Auf diesem Felsbalkon befinden sich eine Reihe kleiner Seen, an deren Rande sich versteckt Minto's Hut auf ca.4300m befindet. Diese Hütte ist nicht sehr gastlich und es halten sich meist nur Gruppen im Aufstieg über die Chogoriaroute darin auf, um dann nachts auf die Point Lenana aufzubrechen.


Einer der kleinen Seen in der Nähe von Minto's Hut


Von den organisierten Touren wird sie  in der Regel zur Lunchpause benutzt und  der Abstieg gleich bis zum oberen Chogoria Gate fortgesetzt, was nochmal ca. 14km zusätzlichen Marsch an diesem Tage bedeuten würde. Wir beschlossen eine Nacht hier zubleiben und am nächsten Tag weiter zu marschieren, zumal die Bewölkung zugenommen hatte und alles zwischenzeitlich eingenebelt war. Eine Gruppe, die mit uns morgends in Shiptons Hut aufgebrochen war, zog nach der Rast weiter, time is money, aber was die Leute im Regen und Nebel verpasst haben, sollten wir am nächsten morgen erleben dürfen. Ein dringender Hinweis, wer den Abstieg zum Gate im Nebel oder Regen geht, hat das beste am Mount Kenya verpasst.


Fünfter Tag

Das Highlight -

Minto's Hut zu den Chogoria Bandas


Blick ins Gorges Valley

Die Nacht war wieder kühl und wir waren alleine. Eine Gruppe war tagszuvor noch von den Chogoria Bandas aufgestiegen, aber schon nachts Richtung Point Lenana aufgebrochen. Wie immer war der Morgen klar und strahlender blauer Himmel über uns, der Nebel und Regen des gestrigen Tages hatte sich mit dem schwindenden Tag und der Auflösung der Thermik verflüchtigt. Der Weg hinab zu den Chogoria Bandas zieht sich immer oberhalb am Rande des Gorges Valleys entlang und gestattet atemberaubende Blicke in dieses traumhaft unberührt daliegende Tal. Vor Beginn des Abstiegs sollte nicht vergessen werden, die Wasserflaschen zu füllen, es gibt erst nach ca. 10Km wieder Wasser.


Gorges Valley mit Batian und links daneben Point Lenana

Der Blick zurück schweift über den Mount Kenya, der majestätisch über der ganzen Szenerie thront. Im Verlauf des gesamten Abstiegs waren wir alleine unterwegs. Welch ein Ärger diese Ausblicke nicht gesehen zu haben, ich denke mit ehrlichem Bedauern an die vielen, die vielleicht gehetzt im mittäglichen Nebel diesen einmaligen Anblick nicht geniessen und in sich aufsaugen haben können. Stundenlang hätte ich nur dasitzen, schauen und hinsehen können, die Fotos sind leider nur ein Schatten der Realität. Für mich war dieser letzte Teil der Route das absolute Highlight der Mount Kenya Überschreitung und mit nichts bisher gesehenem vergleichbar. Inzwischen hat es wieder zugezogen und wir erreichten die Chogoria Bandas bzw. das Gate, als gerade zu regnen begann.


Chogoria Gate bei den Chogoria Bandas

Einem Umstand zufolge, wem auch immer zu verdanken, erwartete uns bereits ein 4WD mit Fahrer, der uns hinunter nach Chogoria Village bringen wollte. Unsere Ankunft blieb wohl nicht unbekannt, wir wurden uns handelseinig mit dem Fahrer, auch wenn es uns 50$ gekostet hat. Die  ca.25km lange  Strecke auf einer üblen 4WD Piste hinab wäre uns heute schon recht schwer gefallen, zumal ich selten eine langweiligere Strecke gesehen habe, dichter Wald, seine Charakteristik kaum ändernd und  keinerlei Ausblicke, die eine Orientierung über den Standort erlaubt hätten. Das muss man sich nicht antun.

Fazit

Eine einmalige Trekkingtour durch eine zwar nicht ganz unberührte aber dennoch gewaltige Natur. Wer es sich zutraut, sollte auf eigene Faust gehen, ohne Zeitzwang und Fremdbegleitung gehen, solange es hier noch möglich ist und bevor tansanische Verhältnisse einbrechen. Auf der hier beschriebenen Route kann man sich bei geistiger Gesundheit nicht verlaufen. Die Anstrengungen liegen im normalen Bereich und für ansonsten gesunde Menschen bestehen keine Probleme. Die Höhe wird nicht zu schnell erreicht , wird noch ein Tag Pause auf Shipton Hut eingelegt, sollte auch die folgende Besteigung der Point Lenana ohne Kopfschmerztablette möglich sein. Unbedingt bei guten Sichtverhältnissen auf die Chogoriaroute, das muss man gesehen haben.
Aber es gibt Steigerungen, die Besteigung des Margherita Peak.


Hier eine
Bildergalerie Mount Kenya