Befahrungsbericht Schwinde C in Breitscheid

Lothar M., Michael K. , Jörn G. (HFG-Karlsruhe) und
Annette Hüser, Bodo Martin, Thomas Hülsmann (SAH)


22.1.2005

Die Gelegenheit zur Befahrung eines Teils des Erdbachhöhlensystems bei Breitscheid in Hessen nahmen wir Lothar, Jörn und Michael (HFG Karlsruhe) gerne wahr. In Annette, Mitglied der Speläologischen Arbeitsgemeinschaft  Hessen  e.V (SAH), fanden wir eine sehr kenntnisreiche und engagierte Höhlenforscherin, die uns die Geschichte der Exploration dieses kleinen Karstgebietes und seiner Besonderheiten vermittelte.

Kräftige Niederschläge in den Tagen zuvor hatten weite Teile des Dilltales überflutet. Eine Inaugenscheinnahme des Austritts des Erdbachs am Samstag vormittag ergab jedoch gegenüber dem Vortag schon eine deutliche Abnahme der Schüttung.


Erdbachaustritt bei Erdbach

Der Eingang der Schwinde C befindet sich in der Ortschaft Breitscheid in der Nähe der Bachschwinde des Erdbachs, der hier unpassierbar im Untergrund verschwindet, um ca. zwei Kilometer weiter unten in der Gemeinde Erdbach wieder ans Tageslicht zu treten. Unter einer gesicherten Metallplatte führt zunächst ein gemauerter Schacht mit  Leiter ca. 5m in die Tiefe. Es folgt eine weiterer
Abstieg (ca. 7-8m)  in einer Kluft an einer Drahtseilleiter oder an einem Seil, je nach Geschmack .

Nach ein paar Kriechstellen öffnet sich tiefer eine größere Halle, deren Eingang erst Ende der neunziger Jahre freigelegt wurde. Pikant: frühere Grabungsarbeiten wurden nur kurz vor dem Eingang dieser Halle eingestellt, der endgültige Durchbruch war dann nur die Arbeit weniger Stunden.

In der Halle öffnet sich eine Kluft. Eine Traverse führt zur Abseilstelle direkt über dem tiefsten Punkt. Von hier wird über eine ca. 35m lange Abseilstrecke direkt ohne Umsteigen abgefahren, nur ein Abweiser liegt am Wege. Die Kluft ist nicht allzubreit, Wandberührung hat man aber nur auf den letzten Metern. Unten angelangt, erweitert sich die Kluft in eine kleine Halle. Unmittelbar neben der 'Landestelle' öffnet sich eine nach unten offene Spalte, die sich zur Decke eines weiterführenden Schachtes erstreckt.

In dieser verkeilend wird traversiert und abgeseilt. Von einem Schauer befeuchtet geht es weitere 25m in einem sich öffnenden Dom hinab zum Grund der grossen Halle. Jetzt befindet man sich schon ca. 100m tiefer als beim Einstieg. Wir besichtigten von hier aus nur einen kleinen Teil der Höhle, zunächst ging es kurz schlufend hinab zum tiefen Erdbach, der das System durch einen Syphon mit der Erdbachhöhle verbindet, deren Einstieg nur wenige Meter vom Einstieg der Schwinde C entfernt liegt. Eine Sehenswürdigkeit stellte der sogenannte 'intermittierende Bach' dar, der in mehr oder weniger regelmässigen Abständen ab- und anschwellen sollte, aber für unseren Besuch wohl gerade eine Pause seiner Pausen einlegte und gleichmässig vor sich hin plätscherte. Einen Besuch wert eine Halle mit Sinterterassen (Pamukalle), die durch einen Aufstieg über zwei Stufen in SRT-Technik und Passieren eines schönen versinterten gewundenen Bachlaufs erreicht wird. Von hier führt eine kühne Traverse mit festeingebauten Seilen zwei Schachtköpfe passierend in einen weiteren Höhlenteil, der sich weiter nach oben fortsetzte. Da bekanntlich nicht zu erwarten ist, dass sich eine Höhle entfernt, wie Lothar  Zweifelnden immer wieder versichert, wurde die Befahrung an dieser Stelle abgebrochen und ein weiteres Vordringen auf ein anderesmal vertagt. Beim anschliessenden Aufstieg hat trotz zu erwartender Duscheinlage

keiner wirklich gefroren und wir gelangten mit vielen neuen, interessanten Eindrücken wieder an die Oberfläche, wo es inzwischen leicht zu schneien begonnen hatte. Zurück in Herborn verschwand ein Spaghettitopf, dessen Inhalt zuvor als zu schwer bewogen wurde, dennoch fast vollständig in den Mägen der Beteiligten.

Eine kleine Galerie gibt ein paar Eindrücke von der Umgebung der Höhle und der Befahrung. Leider waren die Bedingungen zum Fotografieren in der Höhle nicht ideal, da wir durch die kleinen Duscheinlagen nass wurden und es entsprechend sehr dampfig war.

Nochmals ein grosses Dankeschön an unsere Gastgeberin Annette, bei der wir zwei netten Abende verplaudern und verbringen durften.